Kinder die von AD(H)S betroffen sind, verarbeiten Informationen anders. Sie haben dadurch mit verschiedenen Schwierigkeiten zu kämpfen, verfügen aber auch über besondere Talente. Die Wissenschaft sieht für die AD(H)S-Symptomatik einen Mangel an Botenstoffen und eine Reizfilterschwäche als ursächlich.
Informationen werden im Gehirn über Milliarden von Nervenzellen weitergeleitet. Dies erfolgt über die so genannten Botenstoffe, die Hormone Dopamin, Noradrenalin und Serotonin. Sie leiten die Reize der verschiedensten Wahrnehmungen über den synaptischen Spalt von Nervenzelle zu Nervenzelle weiter.
Das wichtigste Hormon bei der Entstehung von AD(H)S ist das Dopamin.
Dopamin ist zuständig für die Regulation der Konzentration und Aufmerksamkeit, sowie der Motivation und Gefühlsregulation. Es setzt das körpereigene Belohnungssystem in Gang, was ein Gefühl des Erfolges und der Zufriedenheit bewirkt und einen Motivationsschub auslöst.
Es gilt heute als gesichert, dass bei AD(H)S Dopamin im synaptischen Spalt nicht ausreichend vorliegt bzw. zu schnell abgebaut wird. Ein Dopaminmangel hat fehlende Motivation, Konzentrationsstörungen und Frustration zur Folge. Oft erfolgt Hyperaktivität, um den Mangel an Dopamin auszugleichen oder Rückzug.
Zusätzlich gelangen durch eine neurobiologisch bedingte Filterschwäche im Stirnhirnbereich zu viele Informationen in das Gehirn. Es kommt zu einer Reizüberflutung und dadurch zu einer Überforderung und der Schwierigkeit Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden, sowohl im kognitiven als auch im emotionalen Bereich.
Die Nervenfasern im Gehirn bilden dadurch ein zu feines Geflecht von Nervenbahnen. Die Ausbildung fester und dicker Lernbahnen erfolgt dagegen nicht ausreichend. Als Folge ist gezieltes und schnelles Denken beeinträchtigt und Konzentration und Aufmerksamkeit können nicht über längere Zeit aufrecht gehalten werden. Meist können von AD(H)S betroffene Kinder abgespeichertes Wissen nicht schnell abgerufen. Dies beeinträchtigt auch das Rechnen, Lesen und die Rechtschreibung und erklärt die Disposition für Legasthenie und / oder Dyskalkulie.
Durch diese Schwierigkeiten wird die individuelle Intelligenz dieser Kinder vielmals übersehen und sie leiden sehr unter der Diskrepanz zwischen ihren Fähigkeiten und den tatsächlich erbrachten Leistungen. Dies verunsichert sie, sie beginnen an ihren Fähigkeiten zu zweifeln und ihr Selbstwertgefühl gleitet in eine Negativspirale. Die hyperaktiven Kinder reagieren dabei mit Unruhe, die hypoaktiven resignieren, ziehen sich zurück und entwickeln Versagensängste.
ADHS-Betroffene haben außerdem eine Störung der Impulskontrolle und der Verhaltensregulierung. Sie tun sich nämlich auch schwer ihre Gefühle zu sortieren und Prioritäten zu bilden. So kommt es hin und wieder in einem „Gefühlschaos“ zu einem Kurzschluss. Sie entladen sich überschießend und unkontrolliert und schleudern ihre Gefühle ungefiltert in ihr Umfeld.
Unter Berücksichtigung dieser anderen Art der Informationsverarbeitung, liegt für mich der grundlegendste und wichtigste Ansatz darin, das Kind mit einem großen Interesse wahrzunehmen, als das was es ist und nicht wie es sein sollte. Recht bald zeigt sich dann ein Leuchten in seinen Augen und es kommen verschüttete Begabungen ans Tageslicht.
AD(H)S Kinder
- verfügen meist über einen vielschichtigen Denkstil, der zwar oft zum Abweichen vom Thema führt, aber auch sehr kreatives Denken ermöglicht.
- haben ein ausgeprägtes bildhaftes Vorstellungsvermögen.
- handeln sehr stark belohnungsabhängig. Wenn etwas Spaß macht, dann können sogar Höchstleistungen erbracht und die Konzentration für lange Zeit aufrecht erhalten werden.
- können Informationen besonders gut behalten, wenn es für sie interessant ist oder ansprechend dargestellt wurde. Ihre Noten in der Schule sind sehr abhängig von der Lehrerpersönlichkeit, seinem Unterrichtstil, der Sympathie zum Lehrer und natürlich vom Interesse am Thema.
- lernen aus Interesse und verfügen dadurch oft über ein besonders nachhaltiges Wissen.
- sind oft sozial engagiert.
Es ist sehr wichtig, dem AD(H)S-Kind seine besonderen Fähigkeiten bewusst zu machen und nach und nach sein Selbstwertgefühl zu stärken.
Wichtige Strategien für ADHS-Kinder:
- So gut wie möglich für Reizarmut sorgen – aufgeräumter Schreibtisch – bewusster Umgang mit sozialen Medien
- Erzielen einer guten Motivation , da es für AD(H)S Betroffene besonders schwierig ist Konzentration für Dinge aufzubringen, die nur wenig interessant und abwechslungsreich sind.
- Vermitteln guter Lernstrategien – durch Wiederholung stabiles Basiswissen anlegen – die Lernbahnen werden umso breiter, je öfter man sie zielgerichtet benutzt – mit der Zeit kann dann abgespeichertes Wissen schneller und korrekter aufgenommen und abgerufen werden kann.
- Gute Problemlösestrategien für den Umgang mit Gefühlen entwickeln – Gefühle wahrnehmen, sich nicht überwältigen lassen von Gefühlen – lernen mit negativen Gefühlen umzugehen ( ein Ärger wächst umso mehr man sich damit beschäftigt ) – Unangenehmes loslassen – Gelassenheit lernen – Fokus auf die positiven und erfreuliche Dinge richten
- Zucker- und glutenreduzierte Ernährung